Die Comedian Harmonists | 2 Rezensionen

Comedian Harmonists: Ein wunderbares Spiel
Eine bejubelte Zugabe ist neu in der Wiederaufnahme der Comedian Harmonists auf der Freilichtbühne: „Gitarren spielt auf“ singen die Freunde.

Und dazu tanzt Toomas Täht, der als Kunstfigur „Hans“ in diesem Stück in atemberaubender Geschwindigkeit die Kostüme wechselt (Kostüme: Jessica Karge), mit einer Gummipuppe, dass einem dabei die Angst befällt, Hans könnten die Sinne schwinden. Diese Extranummer ward in der letzten Saison noch nicht von Dimas Casinha choreografiert, dafür gehört sie heuer zu den Sahnehäubchen in der Adriana-Altaras-Inszenierung.
Zugegeben, die für diese neuen Aufführungen verhüllten Ausgrabungen der Turandotkulisse wirken fast wie ein Trümmerfeld rund um die Guckkasten-Showbühne, in der das Vokal-Ensemble auftritt. Aber lag nicht Deutschland, von dem sich die Comedian Harmonists zumindest in der Bühnenversion von Greiffenhagen/Wittenbrink mit dem Lied „In einem kühlen Grunde“ verabschieden, nur wenige Jahre nach ihrem Auseinandergehen in Schutt und Asche? So kommt etwas von der Tragik, die in dieser Geschichte quasi wie ein Basso ostinato unter den unvergessenen Comedian-Hits liegt, mit ins Spiel.
Und zwar in ein wunderbares Spiel von fünf exzellent singenden und agierenden Herren, die das Liedgut der Stars von damals, als sich die Nazis breitmachten, verinnerlicht haben. Und nicht wenige aus dem Freilichtbühnenpublikum summten mit bei Evergreens wie „Veronika, der Lenz ist da“ oder „Mein kleiner grüner Kaktus“.
Die Jungs aus Augsburg, als da sind die Sänger Gerhard Werlitz, Manuel Wiencke, Roman Payer, Jan Friedrich Eggers, Victor Petitjean und der alles beflügelnde Friedemann Seitzer sind auch 2010 umwerfend gut. Dazu haben sie noch perfektioniert, wie man im Gleichklang tanzt, wippt und hüpft und sich Bälle in Bewegungen zuspielt – die Augsburger Comedians sind ein Muss selbst für junge Theatergänger, die diese erste Boygroup der Welt bisher nur dem Namen nach kennen.

Augsburger Allgemeine, 5. Juli 2010, Sibylle Schiller